Johan de Wit

liebt es, literarische oder erzählende Ausgangspunkte für seine Kompositionen zu wählen.

20. Dezember 1960
Komponist und Arrangeur

 

Über Johan de Wit

Johan de Wit liebt es, literarische oder erzählende Ausgangspunkte für seine Kompositionen zu wählen. Vor allem die Erzählungen oder Ereignisse, die Themen behandeln, die als Spiegel für aktuelle gesellschaftliche Probleme wirken können. So entstanden viele Werke, die stets an ein historisches Geschehen anknüpften oder eben die Musik, ein Märchen oder Parabel zu Grunde gelegt wird. Dabei passte die Instrumentierung sich immer dem atmosphärischen Duktus an, welche das Erzählende selbst quasi inne trägt. So spielt sich „1953“ in dem Geburtsort von de Wit ab, logisch das da ein sinfonisches Blasorchester und Chor eine Rolle spielen. Das Märchen „die Blaue Rose“ spielt sich am Hof des chinesischen Kaisers. Die helle orientalische Thematik bekommt entsprechend ein ähnliche Klangfärbung mit Xylophon und BoomWhacker und bloß ein Kontrabass und Fagott in der Bass Lage, neben hellen Bläser und einer Geige. „The Long Walkt to Freedom“ anlässig des Todes Nelson Mandelas ist instrumentiert mit Euphonium-Solo, Streichorchester und Schlagwerk.

 

Über die Arbeit seiner Frau – Instrumentaldozentin für Klarinette – entstanden und entstehen weiterhin viele Klarinettenquartetts und Klarinettenchöre. Die Spielerinnen und Spieler (Laien wie Profis) geben immer zurück, dass sie an den Stücken großen Spielspaß erleben. Es zeigt wie gut de Wit die Instrumente, für die er komponiert und arrangiert kennt und deren charakteristischen Eigenschaften versteht und einsetzen kann.

Musik ist wie ein gutes Gespräch. Ein gutes Gespräch wird dann als gut erlebt, wenn der Inhalt reizvoll ist und jeder der Teilhabenden das Gefühl haben kann wesentliches dazu beigetragen zu haben. Es soll wirklich über etwas gehen. Der Gesprächsstoff soll ein gewisse reichhaltiges und facettenreiches Thema behandeln. Zugleich ist es wichtig die ganze Gruppe dazu zu bewegen mitverantwortlich mitzumachen das Thema angemessen zu vertiefen.

 

Als Hornspieler hat mir als Kind und Jugendlicher dieses Gefühl wichtiges beizutragen gefehlt, wenn wir Märsche gespielt haben. Rund um mich herum waren die Kornetts und die Basssektion heftig am Agieren und Diskutieren und wir als Horngruppe standen daneben und sollten das ganze wohlwollend mit einem Afterbeat-Puls begleiten von Anfang bis Ende. Die Partner in diesem recht simple Rhythmisierung waren die Große und Kleine Trommel, welchen das gleiche Schicksal zu Teil wurde. Auf Dauer erlebte ich das als respektlos und hatte meine Mühe damit, dass Komponisten keine schlauere Lösung gefunden hatten, um die Horngruppe wirklich in den Kern des Geschehens einzubeziehen.

 

Daran entzündete sich bei mir Musik anders zu hören und anders zu betrachten. Beispiele zu suchen bei denen im ganzen Orchester alle Gruppen aktiv eingesetzt wurden, wirklich sinnhafte Beiträge von sich zu geben, welche das übergeordnete musikalische Thema wirklich vertiefen. Man stößt dann automatisch auf Bach aber auch Mahler, Strawinsky, Ravel, Mike Oldfield und Pink Floyd. Bei diesen Komponisten oder Bands gelingt es fast immer, dass offensichtliches und damit überflüssiges weg zu lassen und/oder gerade eine Ebene dazu kommen zu lassen, welche, trotz der dann zunehmenden Komplexität, stets mit jeder Stimme den Grundgedanken stützt und verantwortlich mitgestaltet.

 

So ist für mich heute das Arrangieren sehr nah am Komponieren angelehnt. In praktisch jedem Arrangement erfinde ich Elemente, welche im Original nicht oder nur latent anwesend sind. Diese Elemente kommen zum Vorschein, weil es einerseits die Instrumentierung abverlangt, anderseits die Vertiefung des musikalischen Gesprächs, also ein inhaltliches Element, was dem Original hinzugefügt wird. Manche vor allem klassisch eingestellte Komponisten würden dies vielleicht anmaßend finden, aber es ist nichts anderes als eine Interpretation des Ausgangsmaterials. Im Jazz und Pop ist dies ganz normal, akzeptiert und wird als Ausdruck individueller Adaptation des Ursprungsgedanken angesehen.

Johan de Wit stammt aus einer musikalischen Familie. Im kleinen isolierten Dörfchen florierte neben dem Chor- und Theaterverein eine Fanfare Orchester welche sein Vater mit seinen Brüdern 1933 gegründet hatte. Seine Mutter, leidenschaftliche Sopranistin und Operette Liebhaberin, traf den Vater auf der Bühne, wo die jährliche Aufführung des Theaterstücks geübt wurde. Hinter den Kulissen wurde um die Hand angehalten. Die Liebe zur Musik und dem Schauspiel sind ihm somit quasi in die Wiege gelegt worden.

 

Mit 11 Jahren bekommt er Unterricht im Orgelspiel, später auch am Horn von seinem Onkel, der ebenfalls der Dirigent vom Musikverein ist. Nun lernt er die Notenschrift und fängt auch sofort an mit dem Komponieren. Er probiert „seine“ Klänge an der Orgel einzufangen. Mit 13 notiert er die ersten Töne für eine Brass Band Besetzung. Mittlerweile hat sich die Dorf Fanfare nämlich nach englischem Beispiel in eine Brass Band umgewandelt. Die Inspiration zu dieser Entscheidung war mitunter eine Langspielplatte, auf der die Black Dyke Mills Band zu hören war mit „Journey into freedom“ von Eric Ball. Damit gewann die Band 1967 die Britischen Championships in der höchsten Klasse. Diese Platte wurde durch die ganze Familie gereicht und sorgte für große Begeisterung. Die Art und Weise wie Ball eine fiktive Idee einer Reise, welche sich eigentlich in der Seele, im inneren abspielt, musikalisch szenisch verarbeitet, ist für das Schaffenswerk de Wits immer ein Beispiel und Einfluss geblieben.

Werke von Johan de Wit

 

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